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Thürnau West - Verbauung

Ein für unsere lokalen Verhältnisse geradezu gigantisches Wohnbauprojekt soll in den nächsten zwölf Jahren in der Thürnau entstehen. Dabei werden alle Argumente missbraucht, um es einigermaßen schönzureden. Umweltfreundlich, leistbar, nach modernsten wissenschaftlichen Erkenntnissen, ökologisch und ökonomisch und perfekt für Jungfamilien und, und, und ....

Nur: was davon stimmt wirklich? Oder wird den Anrainern und allen Kirchberg-Theninger/-innen hier nicht tonnenweise Sand in die Augen gestreut? Urteilen Sie selbst.


Bürgermeister Dietmar Kapsamer (SPÖ)

(schreibt im Mitteilungsblatt der Gemeinde, Dezember 2020)

Im September wurde das Verfahren zur Änderung des Flächenwidmungsplanes von Grünland auf Bauland Wohngebiet eingeleitet. Sonst ist nichts entschieden.

 

Faktencheck

Es ist seit langem gängige und auch vernünftige Praxis, dass Änderungen des Flächenwidmungsplanes ausnahmslos erst bei Vorliegen eines entscheidungsreifen Projektes eingeleitet werden. Tatsächlich liegt der Gemeinde als Basis für die Änderung des Flächenwidmungsplanes längst das konkrete Projekt eines namhaften Linzer Bauträgers vom 17.6.2020 vor.

Die Frist, während der gegen die Änderung des Flächenwidmungsplanes (Kundmachung der Gemeinde hier...) Einspruch erhoben werden kann, läuft vom 4.1.2021 bis zum 1.2.2021. Es sollte selbstverständlich sein, dass dazu auch das zugrundeliegende Bauprojekt öffentlich zugänglich gemacht wird. Wie anders sollten sonst begründete Einwände vorgebracht werden?

Gemäß geltendem Beschluss des Gemeinderates vom 14.10.2014 ist in der Thürnau auf einer Bruttofläche von maximal 9.320 m² eine dreigeschoßige Verbauung zulässig. Nun soll eine Bruttofläche von 17.305 m² und damit fast das Doppelte mit dreigeschoßigen Wohnblöcken verbaut werden


Bürgermeister Dietmar Kapsamer (SPÖ)

(schreibt im Mitteilungsblatt der Gemeinde, Dezember 2020)

Insgesamt 22 angehende Architekt/innen und Raumplaner/innen arbeiten gerade im Zuge ihres Masterstudiums intensiv an Lösungen für die Zukunft der Stadtregion LINZ – WELS. Unsere THÜRNAU ist ein zentraler Teil dieser Lehrveranstaltung.

 

Faktencheck

Es bleibt abzuwarten, ob eine von manchem zur „hochqualitativen Forschungsarbeit“ (unbekannter Redakteur der SPÖ im Neuen Thenberger, Dezember 2020) hochstilisierte Lehrveranstaltung  (Eigendefinition der TU Wien, Info Lehrveranstaltung hier ...) einen wesentlichen Einfluss auf ein schon auf dem Tisch liegendes Bauprojekt haben wird. Um es klar zu sagen: Ziel dieser Lehrveranstaltung ist primär die Ausbildung der Studentinnen und Studenten.

Entscheidend ist aber, dass schon das Thema dieser Lehrveranstaltung – u.A. der Entwurf einer städtebaulichen Rahmenplanung für eine zukunftsfähige Urbanität – in krassem Widerspruch zum aktuell gültigen Gemeindeleitbild (Gemeindeleitbild hier ...) steht, in dem der Erhalt der dörflichen Struktur, die Bewahrung der gewachsenen Siedlungsstrukturen und der Schutz vor groben Veränderungen insbesondere auch der baulichen Gestaltung ausdrücklich als Zielsetzungen definiert sind.


Bürgermeister Dietmar Kapsamer (SPÖ)

(schreibt im Mitteilungsblatt der Gemeinde, Dezember 2020)

Ohne Ehrlichkeit gibt es keine gute Politik! Ich möchte Sie daher über ein interessantes Projekt der Technischen Universität Wien informieren, in dem unsere Gemeinde eine bedeutende Rolle spielt – ehrlich und ohne Täuschungen!

Die THÜRNAU war schon oft ein Ort für zukunftsweisende Konzepte. Unsere Gemeinde steht wieder einmal vor einer großen Chance – die Damen und Herren ALLER Gemeinderatsfraktionen brauchen sie nur zu nützen.
 

Faktencheck

Ja, die Atriumsiedlungen I und II, gebaut in den 1980ern und 1990ern, sind ein interessanter und innovativer Ansatz für hochwertigen Wohnraum: verdichtete Bauweise, trotzdem jede Wohneinheit mit eigenem Garten, dafür innerhalb der Anlage keine flächenfressenden Straßen und damit kein Verkehr, viele Gemeinschaftseinrichtungen wie gedecktes Atrium als Begegnungsraum auch bei schlechtem Wetter, für alle Bewohner nutzbare Gästezimmer, Sauna und vieles mehr.

Das vorliegende Projekt Thürnau West hat aber nichts davon. Anstatt verdichtetem Flachbau gibt es zehn dreigeschossige Wohnblöcke und einige Reihen- und Doppelhäuser, alle mit KFZ-Stellplatz vor der Haustüre und damit viele Quadratmeter für versiegelte Straßen. Das ist weit verbreitete Einheitslösung, wie sie in jeder Stadt zu finden ist.


Gemeindevorstand Christoph Kirchmeier (FPÖ)

(schreibt im FPÖ Gemeindekurier, Dezember 2020)

Ja dann kann ich sagen, wir stehen zu unserem „Gemeindeleitbild Leben mit der Natur". Wir Freiheitlichen stehen aber auch zu Projekten, die ein leistbares Wohnen sprich „Junges Wohnen in unserer Gemeinde ermöglichen.
 

Faktencheck

Der Gemeinderat hat auch mit den Stimmen aller FPÖ-Gemeinderäte am 14.10.2014 im „Gemeindeleitbild – Leben mit der Natur“ (Gemeindeleitbild hier...) verbindlich beschlossen, dass der Bevölkerungszuwachs in unserer Gemeinde zur Erhaltung des dörflichen Charakters und zum Schutz unserer Infrastruktur vor Überlastung im Zehnjahreshorizont auf höchstens 400 Einwohner begrenzt ist.

Ausgehend von 2.307 Einwohnern im Jahr 2014 ist diese Zahl bis August 2020 um 147 auf aktuell 2.454 Einwohner gestiegen. Nach Fertigstellung aller derzeit in der Umsetzung befindlichen Bauprojekte wird dieser Maximalwert von zusätzlichen 400 Einwohnern bereits ohne das Projekt "Thürnau West" weitgehend ausgenützt sein.

Schon für sich allein betrachtet übersteigt das vorliegende Projekt "Thürnau West" mit geplanten 408 Einwohnern den zum Schutz unserer Infrastruktur (Schule, Kindergarten, Verkehr) vor Überlastung und zur Bewahrung des dörflichen Ortscharakters beschlossenen Höchstzuwachs von 400 Einwohnern im gesamten Gemeindegebiet.  Gemeinsam mit dem ohnehin durch andere Neubauten bereits gegebenen Zuzug stellt dies eine Überschreitung der vom Gemeinderat als gerade noch vertretbar festgelegte Höchstgrenze auf das Doppelte dar und führt so das verbindlich beschlossene Gemeindeleitbild ad absurdum.


Ein unbekannt bleiben wollender Redakteur der SPÖ

(schreibt im Neuen Thenberger, Dezember 2020)

In der ÖVP- Aussendung werden städtische Hochhausbauten und zubetonierte Fußballfelder in die Köpfe der Gemeindebürger gezeichnet (sollte hier nicht ein besseres Wissen vorhanden sein?) und gegen die Vorgaben der ÖVP- Landespartei-Linie wird auf eine Einfamilienhausbebauung gesetzt, die weder ökologisch sinnvoll noch ökonomisch für Jungfamilien leistbar ist - sondern bei Quadratmeterpreisen zwischen 300 - 400 Euro einer ausgesuchten Klientel vorbehalten bleiben muss.
 

Faktencheck

Im Jahr 2014 waren 96% aller Wohngebäude in unserer Gemeinde sogenannte „Kleinhausbauten“, das prägt entscheidend das Ortsbild.

Im Begleitbeschluss zum aktuellen „örtlichen Entwicklungskonzept“ (ÖEK) hat der Gemeinderat nach intensiven Beratungen mit Unterstützung unseres Ortsplaners beschlossen, für den Gültigkeitszeitraum des ÖEK (jedenfalls bis 2024) etwa 20% der neu zu errichtenden Wohneinheiten in Geschoßwohnbauten zu errichten. Damit sollte einerseits Spielraum für leistbaren Wohnraum geschaffen und andererseits aber auch klare Grenzen gesetzt werden, damit nicht durch überbordenden Bau von mehrgeschoßigen Wohnblöcken der dörfliche Ortscharakter, um den uns so viele beneiden, zerstört wird.

Geht es nach dem vorliegenden Projekt, sollen hier fast 75% aller Wohnungen in mehrgeschoßigen Wohnblöcken errichtet werden.

Übrigens: Zum Thema Einzelhausbebauung: beim vorliegenden Projekt ist bei 163 geplanten Wohneinheiten gerade einmal ein einziges Einfamilienhaus vorgesehen. Derzeit sind in fünf zusammenhängenden Projekten (einschließlich Thürnau West) 346 Wohneinheiten in Bau oder für die nächsten Jahre geplant, darunter sind gerade einmal sechs!!! Einfamilienhäuser.


Ein unbekannt bleiben wollender Redakteur der SPÖ

(schreibt im Neuen Thenberger, Dezember 2020)

Die SPÖ Kirchberg-Thening setzt sich bereits jetzt für einen sanften Flächenverbrauch mit Rücksicht auf die Umwelt, für leistbaren Wohnraum für Jungfamilien, denen auch die Möglichkeit gegeben werden soll, in ihrer Heimatgemeinde wohnen bleiben zu können, und für den Erhalt der kommunalen Infrastruktur ein.

 

Faktencheck

Sanfter Flächenverbrauch? Aktuell gibt es mit Stand 1.1.2020 in Kirchberg-Thening 96,91 ha Bauflächen (einschließlich betrieblich genutzter Gebäude) und Gärten (Quelle: Statistik Austria). Nach den Vorstellungen der SPÖ sollen allein in den nächsten elf Jahren nur für Wohnzwecke rund 10% (zumindest 9,15 ha) dazu kommen, rund die Hälfte davon bei der Verbauung Thürnau West.

Rücksicht auf die Umwelt? Richtig ist wohl, dass bei Umsetzung dieses unnötigen Mammutprojektes 4,5 ha hochwertiges Ackerland verloren gehen, dafür aber massive Investitionen in die Infrastruktur (Kindergarten, Hort, Straßen und Gehsteige ...) notwendig werden, für die schlicht das Geld fehlt.

Kommunale Infrastruktur? Rechnet man alle derzeit in Bau und bereits konkret in der Umsetzung befindlichen Wohnbauprojekte (einschließlich Thürnau West) zusammen, wächst Kirchberg-Thening in den nächsten elf Jahren um zumindest 36% auf über 3.300 Einwohner. Unser Kindergarten und auch unser Hort sind jetzt schon an der Kapazitätsgrenze. Übrigens: die Region Linz soll zwischen 2016 und 2030 lediglich um rund 9,7% wachsen (Quelle: ÖROK-Regionalprognose 2014), anteilig umgelegt auf Kirchberg-Thening wären das gerade noch 160 zusätzliche Einwohner von 2021 bis 2030.

In der Thürnau gibt es derzeit rund 165 PKWs. Zukünftig werden gemeinsam mit über 60 Autos auf den geplanten P&R Parkplätzen dann dort mit etwa 460 PKWs fast dreimal so viele durch enge Siedlungsstraßen rollen. Übrigens: im gesamten Gemeindegebiet gibt es rund 1.400 PKWs (Quelle: Statistik Austria, Stand 08/2020). Es gibt kein brauchbares Öffi-Angebot zwischen der Thürnau und dem Ortszentrum und damit ist auch deutlich mehr Autoverkehr in Wartberg, Kirchberg oder auch Thening auf schmalen Gemeindestraßen - über weite Strecken ohne Gehsteig - vorprogrammiert. Wie kommt man sonst zum Fußball- oder Tennisplatz, zum Wirt, zum Gemeindezentrum, zum Hausarzt, zum Nahversorger, zu Kirchen und Friedhöfe, zum Jugendzentrum und, und, und ...?